Schöne Aussicht auf dem Weg nach Sitia

Tauchstress und Schotterpisten – Unser Urlaub auf Kreta

Es ist nicht immer ganz leicht, ein passendes Geburtstagsgeschenk für Julian zu finden. Letztes Jahr hatte ich aber recht schnell eine (meiner Meinung nach) recht gute Idee: Er sollte einen Tauchkurs geschenkt bekommen! Auf Empfehlung eines Freundes landete ich dann beim Taucher-Zentrum Hamburg und buchte für Julian und mich einen Referral-Kurs. Die Theorie und die Pool-Tauchgänge konnten wir so in Hamburg machen und für die Freiwassertauchgänge hatten wir die Möglichkeit sie im Urlaub zu absolvieren.

Theorie und Pool-Tauchgänge hatten wir sehr schnell in der Tasche. Danach konnte Julian sich aussuchen, wo es für die Freiwassertauchgänge hingehen sollte. Letzte Woche war es dann endlich soweit und wir sind für einen kurzen Urlaub nach Kreta geflogen. Für mich waren Hotel und Tauchschule eine Überraschung, denn auch die hatte Julian ausgesucht.

Ankunft und erster Eindruck

Katzen vor unserem Hotelzimmer
Diese drei sind Teil einer fünfköpfigen Straßenkatzengang, die es sich vor unserem Hotelzimmer gemütlich gemacht hat.

Nach einem ruhigen 3 1/2-stündigen Flug kamen wir am winzigen Flughafen von Heraklion an. Das erste, was wir von der Insel mitbekamen war ein bedeckter Abendhimmel und windige, feucht-schwüle Luft. Selbst im Flughafengebäude war die Luft unerträglich und auch im klimatisierten Bus nach Malia besserte sich das nicht wirklich. Malia, da sollte unser Hotel liegen, im zweitgrößten Partyort der ganzen Insel. Trübe Aussichten. Kreta zeigte sich uns von der ungemütlichen Seite. Aber das war nur das Wetter! An diesem Abend sollten wir noch einigen Kretern begegnen, die den ersten Eindruck änderten. Im Hotel wurden wir mit offenen Armen und einem Willkommensdrink begrüßt, es wurde extra für uns ein kleines Abendessen zubereitet und im Hotelzimmer gab’s eine Flasche Wein auf Kosten des Hauses. Gastfreundschaft par excellence!

Tauchmarathon am ersten Tag

Am folgenden Tag sollten wir um 9:15 Uhr von der Tauchschule vom Hotel abgeholt werden, was auch super geklappt hat. Nachdem noch zwei weitere Leute zustiegen ging es zur Tauchschule Scubakreta in Chersonisos. Wir mussten dort recht lange warten (fast 2 1/2 Stunden), zwischendurch wurden aber schonmal Dokumente unterschrieben und nach der passenden Ausrüstung für uns gesucht. Die ersten Taucher, die ich gesehen habe, haben mir allerdings ein wenig Angst gemacht. Denn die Neoprenanzüge, die sie bekommen haben, hatten teilweise große Risse und hatten definitiv schon bessere Tage gesehen!

Irgendwann wurde uns auch unsere Tauchlehrerin vorgestellt. Ich hatte gehofft, dass wir einen deutschsprachigen Lehrer bekommen würden, aber die Frau konnte leider nur in russisch geprägtem Englisch mit uns reden, was die Verständigung unglaublich erschwerte. Ebenso hatte sie leider Probleme mit den Ohren und konnte deshalb nicht mit uns abtauchen. Da sie also fünf Meter über uns schwamm, konnten wir nie sehen, welche Handzeichen sie machte und wer von uns gemeint war. Trotzdem haben wir bereits am ersten Tag einige interessante Tiere sehen können, unter anderem Seehechte, Seezungen und eine Sepia.

Alle Tauchgänge, die wir machten, starteten mit einem 70 Meter langem Gang in voller Ausrüstung zum Strand. Zum Glück hatte man uns in Hamburg Füsslinge angedreht, denn selbst im flachen Wasser gab es einige scharfkantige Steine.

Da meine kleine Kamera kaum ordentliche Fotos zustande gebracht hat, habe ich ein kurzes Video vom Strand und der Promenade gemacht, wo die Tauchgänge stattfanden. Zu sehen ist auch das Boot, mit dem die anderen Taucher rausgefahren sind.

Eigentlich waren für diesen Tag nur zwei Tauchgänge á 20 Minuten geplant, letzten Endes waren wir jedoch 3x im Wasser, die ersten beiden Male für je 45 Minuten und beim letzten Mal ca. 20. Leider ließ uns unsere Tauchlehrerin zwischen den letzten beiden nicht einmal eine kurze Pause. Wir wechselten die Flaschen und mussten sofort wieder zurück ins Wasser. Ich musste mich ziemlich zusammenreißen um das zu schaffen. Da blieb abends dann kaum noch Kraft um irgendwas zu unternehmen. Abendbrot und ab ins Bett!

Abschluss-Tauchen

Wir waren unglaublich erleichtert, als wir hörten, dass wir am zweiten Tag einen anderen Tauchlehrer bekamen! Die erste Tauchgang mit ihm war so viel angenehmer und entspannter als am Tag zuvor! Wir tauchten sehr viel weiter raus aus der Bucht und haben sogar einen kleinen Oktopus zu Gesicht bekommen. Obwohl der Tauchgang auch wieder gut 40 Minuten dauerte, haben wir danach 2 1/2 Stunden Pause bekommen. Nach einem miesen Hamburger (es gab nichts anderes und ich brauchte die Energie ;) ) und einem kleinen Spaziergang kam dann wieder die Ernüchterung und statt des versprochenen Bootsausflugs, bekamen wir zum zweiten Tauchgang wieder die Tauchlehrerin vom Vortag und mussten vom Strand aus ins Wasser. Ich weiß nicht, ob es die Abneigung gegenüber der Frau war, aber dieser letzte Tauchgang lief für mich leider nicht so angenehm. Ich hatte mehrmals Probleme damit, dass ich unkontrolliert aufstieg und nichts dagegen tun konnte. Gut, dass Julian an meiner Seite war und mich wieder runterziehen konnte! Wahrscheinlich brauche ich aber einfach nur mehr Übung ;)

Am Ende dieses Tauchgangs konnten wir dann endlich unsere DiveLogs ausfüllen und bekamen unseren vorläufigen Tauchschein *yay* Leider blieb auch an diesem Tag kaum Zeit um noch großartig etwas zu unternehmen. Allerdings schafften wir es, ein Auto für den folgenden Tag zu reservieren um eine kleine Tour über die Insel zu machen.

Abendstimmung in Malia
Abendstimmung in Malia auf dem Rückweg zum Hotel

200 Kilometer Straße auf Kreta

Das Auto, das Julian sich ausgesucht hatte (ein Geländewagen von Suzuki), erwies sich aber schnell als „kaputt gefahren“. Wir merkten aber schnell, woran das lag. Denn auf Kreta hat man kaum die Möglichkeit ein Auto ordentlich einzufahren. Überall gibt es Kurven und schneller als 90 darf man ohnehin nicht fahren. Unsere geplante Tour sollte uns Richtung Osten nach Sitia führen, dann nach Süden bis Ierapetra, zurück in den Norden und dann noch auf die Lasithi Ebene. Die Straße nach Sitia war tatsächlich unglaublich schön und ist uneingeschränkt empfehlenswert: Karge Berge fallen steil zum Meer hin ab, die Straßen sind mit weißem und rosa Oleander bewachsen und das Wasser ist überall azurblau. Unterwegs entdeckten wir auch einige hübsche Buchten mit Stränden die unglaublich einladend wirkten. Die Straße dorthin zu finden, war aber leider nicht so einfach ;)

Zwischendurch machten wir einen kleinen Abstecher Richtung Kritsa zur Panagia Kera, einer mit Fresken überladenen kleinen Kirche. Den Parkplatz verfehlten wir jedoch und so machten wir schnell Bekanntschaft mit den auf Kreta üblichen Schotterpisten, die die vielen kleinen Felder der Einheimischen miteinander verbinden. Gut, dass wir eine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung hatten ;)

Schotterpiste in Kritsa
Unsere erste Schotterpiste in Kritsa

Unsere Mittagspause machten wir direkt an der Straße an einem steilen Hang mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Insel Psira. Die Taverne war absolut leer und so lud uns der Inhaber direkt in die Küche ein um in die brodelnden Töpfe zu schauen. Ich entschied mich dann für fangfrischen Fisch mit Okragemüse und Julian probierte das Mousaka. Das Essen war super und mit vollem Magen machten wir uns bald wieder auf den Weg.

Schöne Aussicht auf dem Weg nach Sitia
Schöne Aussicht auf dem Weg nach Sitia
Kathleen am Strand in Sitia
Am Strand in Sitia

In Sitia angekommen besorgten wir uns erst einmal ein leckeres Eis als Belohnung für den langen Weg, den wir schon hinter uns gebracht hatten. Da die Stadt an einem Berghang liegt, fanden wir den Weg zum Meer auch ohne Navi recht schnell. Wir parkten einige 100 Meter abseits und liefen einfach auf gut Glück los. Vielleicht fanden wir ja recht schnell einen hübschen Strand? Tatsächlich lag einer schon nach 100 Metern vor uns und erst da fiel uns ein, dass wir die Badesachen leider im Auto vergessen hatten und so mussten wir uns mit ein paar Schritten durch das erfrischende Wasser begnügen.

Von Sitia aus führte uns der Weg Richtung Süden nach Ierapetra, der südlichsten Stadt Europas. Das Meer war auf dieser Route nicht mehr zu sehen, dafür bekamen wir einen guten Eindruck von Olivenhainen und kargen Bergen. Die Südküste Kretas stellte sich leider als nicht so einladend wie der Norden heraus.

Olivenhain
Überall gab es zahlreiche Olivenhaine
Straße in den Süden Kretas
Straße in den Süden Kretas
Der Milonas Wasserfall
Der Milonas Wasserfall

Jedoch erblickte Julian am Straßenrand plötzlich ein kleines Schild mit der Aufschrift „Waterfall of Milonas“. Ein Wasserfall? Das hörte sich interessant an, also fuhren wir hier ab. Es ging einige Kilometer auf einer schmalen Schotterpiste entlang, auf der es kein weiteres Hinweisschild gab. Und so zweifelten wir schnell ob wir immer noch auf dem richtigen Weg waren. In einiger Entfernung waren allerdings Autos geparkt und dort fanden wir dann auch ein weiteres Schild, das ins Gebüsch wies. Nachdem wir uns vorsorglich noch einmal mit Sonnencreme eincremten, folgten wir dem Schild bergauf.

Es ging steil hinauf in eine Schlucht, die unglaublich trocken war. Überall lag Geröll und ich bekam langsam Angst, ob ich mit meinen Sandalen den Rückweg ohne Blessuren schaffen würde. Hinzu kam die Tatsache, dass die Sonne auf der Haut brannte und wir nirgends Wasser sahen. Und hier sollten wir einen Wasserfall finden? Naja… auch der ausgetrocknete Kanal, den wir eine ganze Zeit folgen stimmte uns nicht optimistisch. Irgendwann konnte man jedoch rauschendes Wasser hören und bald darauf auch den Milonas Wasserfall sehen: Ein recht dünnes, aber ganze 40 Meter hohes Rinnsal. Davor hatte sich ein kleiner Teich gebildet, dessen Wasser in der Nachmittagssonne schön erfrischend war. nach den Strapazen des Aufstiegs, war der Anblick dann doch sehr lohnend! Nach einer recht langen Verschnaufpause ging es aber bald wieder bergab zum Auto.

Weg durch die Milonas Schlucht zum Wasserfall
Weg durch die Milonas Schlucht zum Wasserfall

Da es nun schon recht spät war, mussten wir auf unsere Fahrt zur Lasithi Ebene verzichten, denn sonst hätten wir das Auto nicht mehr rechtzeitig zurückbringen können. Ziemlich fertig fielen wir dann vergleichsweise früh ins Bett.

Hier seht ihr noch zwei Fotos von unserer Rückfahrt nach Malia. Die Fotos haben keine besonders gute Qualität, da sie leider aus dem Auto heraus bei voller Fahrt entstanden sind.

Kretas Küste
Kretas bergige Küstenlinie
Schlucht auf dem Weg nach Norden
Eine Schlucht auf dem Weg nach Norden

Abschied von der Insel

Um sechs Uhr klingelte dann noch einmal der Wecker und wir waren wieder die ersten, die vom Bus Richtung Flughafen abgeholt wurden. 1 1/2 Stunden später kamen wir dort dann auch endlich an. Der kleine Flughafen platze jedoch aus allen Nähten, so viele Menschen waren dort und wollten abreisen! Wir machten dort noch die Bekanntschaft mit einer kleinen streunenden Katze, die sich in die Wartehalle verirrt hatte. Ansonsten ging alles recht fix und der Flug zurück nach Hamburg war auch wieder sehr ruhig.

Auf dem Flug habe ich zahlreiche Fotos gemacht, die durch die Atmosphäre natürlich stark blau getrübt waren. Interessant ist, was man da alles aus einer RAW-Aufnahme nachträglich rausholen kann. Da ich das Foto der Bregalnica in Mazedonien am interessantesten fand, habe ich hier einen Vorher-Nachher-Vergleich für euch.

Der Flusslauf der Bregalnica - vor der Bearbeitung
Der Flusslauf der Bregalnica – vor der Bearbeitung
Auf dem Rückflug nach Hamburg: Der Flusslauf der Bregalnica
Der Flusslauf der Bregalnica – nach der Bearbeitung

Zu Hause angekommen, brauchte ich erst einmal ein paar Stunden Schlaf und sowohl Julian als auch ich waren unglaublich froh, dass Pfingstmontag auch noch ein freier Tag war. Denn wir brauchten dringend Erholung von diesem Urlaub!

Résumé

Kreta beeindruckt nicht unbedingt mit üppigem Pflanzenwuchs, jedoch ist die Gebirgslandschaft einfach spektakulär. Die Menschen, denen wir begegnet sind, waren allesamt herzlich und offen. Ich denke, wenn man mindestens eine Woche dort bleiben würde, würde man wohl alle Bewohner „seiner“ Straße kennengelernt haben und einige Freundschaften geschlossen haben. Kreta ist sehr groß und wir waren nur so kurze Zeit dort, in der wir nur einen kleinen Eindruck bekommen haben. Dieser Eindruck reicht aber um der Insel bestimmt noch einmal einen zweiten Besuch abzustatten!

Ganz zum Schluss möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten, weshalb wir überhaupt nach Kreta geflogen sind. Alles nur, um unsere kleine Tauchkarte zu bekommen, die dann auch einige Tage nach dem Urlaub schon in unserer Post zu finden war. der Beweis, dass wir auch im offenen Meer tauchen dürfen ;)

Tauch-Ausweis

Bis zum nächsten Mal!

Eure Kathleen

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2 Replies to “Tauchstress und Schotterpisten – Unser Urlaub auf Kreta

  1. Hey mein Buddy, haben wir doch am Ende gut hinbekommen :-)
    Tauchschein in der Tasche und nun gehts auf in die weite Welt der schönen Korallenriffe.

  2. Herzlichen Glückwunsch nochmal, das schaffen nicht viele. Ein Tauchschein ist ja auch etwas ganz Besonderes.
    Da müssen sich die Fische jetzt aber in acht nehmen, wenn ihr kommt.

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